Wir bitten unsere Podcast-Gäste darum, uns im Nachgang noch drei Fragen zu zentralen Aspekten der Podcast-Episode zu beantworten. Zum Nachlesen für alle.
Was lässt sich aus der Führung eines Hotels über das Leben lernen?
Ein Hotel ist mehr als ein Ort zum Übernachten. Es ist ein Mikrokosmos des Lebens. Ein Ort, an dem sehr vieles, was das Leben bietet, eine Repräsentanz erfährt. Jeder Moment ist voller Ereignisse, Erlebnisse und Emotionen, voller Herausforderungen und Chancen, voller Überraschungen und Rituale. Menschen aus der ganzen Welt und aus allen Gesellschaftsschichten treffen hier als Mitarbeitende und Gäste aufeinander und teilen ihre Geschichten, ihre Kulturen und ihre Träume. Hier wird gefeiert und getrauert, gelacht und geweint, getagt und getanzt, gestritten und geschlichtet, geliebt und gehasst und in sehr seltenen Fällen auch geboren und gestorben.
In der Führung eines Hotels lernt man, mit dieser wunderbaren Fülle des Lebens umzugehen und sie zu schätzen. Auch wenn es ab und an herausfordernd und ungewiss ist. Und man lernt, dass das Leben das ist, was wir daraus machen. Wir können im Leben, wie in einem Hotel, nur bedingt beeinflussen, was uns passiert. Aber wir können entscheiden, wie wir das, was uns widerfährt, interpretieren und wie wir es dann bewerten. Und das macht den entscheidenden Unterschied im Gefühl und im Erleben. Hier haben wir die Wahl und werden somit zu Urhebern und Urheberinnen unseres Lebens.
Wer sollte sich bei Euch bewerben und wer auch nicht?
In der Regel suchen uns Menschen aus, die in einer empathischen und werteorientierten Unternehmenskultur ihre Potenziale einbringen und wachsen wollen. Unsere Mission ist es, einen Ort zu schaffen, an dem Menschen glückliche Momente haben. Und das beginnt bei uns mit den Mitarbeitenden. Wir sind zutiefst davon überzeugt, dass nur zufriedene Kolleginnen und Kollegen auch unsere Gäste glücklich machen können. Abgesehen davon ist es unser Herzensanliegen, dass es unserem Team gut geht und jeder und jede seinem oder ihrem Tun Sinn verleihen kann und Freude bei diesem Tun hat.
Wichtig ist daher, dass diejenigen, die in unserem Hotel tätig sind, diese Mission teilen. Grundvoraussetzung ist, dass man mit Hingabe und von Herzen andere Menschen glücklich machen will. Wer das nicht will, sollte sich nicht bei uns bewerben, denn er könnte sich nicht an das Kraft-, Werte- und Herzfeld anschließen, dass wir als Team hier jeden Tag gemeinsam herstellen. Das würdige und empathische Dienen ist auch Teil unserer Führungskultur. Wir haben seit Generationen erfahren, dass das Geheimnis des Glücks nicht im Besitz, sondern im Geben liegt und dass wer andere glücklich macht, selber glücklich wird. Diese Überzeugung versuchen wir insbesondere unseren Kolleginnen und Kollegen zu vermitteln. Das macht weit über das berufliche Wirken hinaus einen großen Unterschied im Lebensgefühl.
Schließlich: bei uns darf man grundsätzlich alles sein und sein authentisches ICH mit allen damit verbundenen Emotionen leben. Man darf auch Fehler machen, denn wir haben eine gelebte Lernkultur. Was man bei uns allerdings nicht sein darf ist arrogant und diskriminierend. Denn wir haben in unserer Philosophie verankert, dass wir fair, integer, achtsam, wertschätzend, großzügig, offen, aufrichtig, tolerant, respektvoll, verantwortungsbewusst und zuverlässig JEDEM und ALLEM gegenüber sind. Egal welcher Hautfarbe, welcher Nationalität, welcher Religionszugehörigkeit, welcher sexuellen Orientierung oder welchen Status. Wir behandeln beispielsweise den Postboten, die Taxifahrerin und den Leibwächter genauso gut und herzlich wie den DAX-Vorstand, die Prinzessin oder den Scheich.
Drei Tipps für Unternehmen, die sich mehr Herzlichkeit von ihren Mitarbeitern wünschen?
Die Kernempfehlung an Unternehmen, die sich mehr Herzlichkeit von ihren Mitarbeitenden wünschen, wäre, dass die Unternehmensleitung und die Führungskräfte Herzlichkeit durchgängig vorleben sollten. Das Vorleben beeinflusst Menschen bewusst und unbewusst auf vielen Ebenen: in Bezug auf die Haltung, das Verhalten und die tragenden Werte. Es geht aus meiner Sicht grundsätzlich um „Vorleben“ und nicht um „Vorgeben“. Appelle helfen nach meiner Erfahrung nicht.
Als zweites empfehle ich den Aufbau einer Unternehmenskultur, die Herzlichkeit (neben anderem) als ein gemeinsam geteiltes Muster des Denkens, Fühlens und Handelns und der dadurch vermittelnden Normen, Werte und Symbole etabliert. Schließlich sollten die Führungskräfte herzliches Handeln in ihrem Unternehmen konkret wertschätzen, fördern und entsprechend fokussieren und in die Kommunikation bringen. Führung ist Fokussierung von Aufmerksamkeit und wohin die Führungskraft schaut, dahin schaut das Unternehmen und das gewinnt soziale Resonanz. Der Schlüssel liegt somit in der Führung.
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Die Podcast-Folge mit Caroline findest Du hier: #120 Luxushotel aber herzlich, über die ganz persönliche Führung zur besonderen Beziehung mit den Gästen
Hier geht es zur Website des Europäischen Hofs Heidelberg: https://www.europaeischerhof.com/
Hier findest Du Caroline auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/in/caroline-von-kretschmann/