Angeklopft bei Stephanie Borgert zum Thema Diskurs in Organisationen

Wir bitten unsere Podcast-Gäste darum, uns im Nachgang noch drei Fragen zu zentralen Aspekten der Podcast-Episode zu beantworten. Zum Nachlesen für alle.

Was unterscheidet einen Diskurs von einem Meeting oder einem Workshop?

In meiner Erfahrungswelt sind Meetings und Workshops immer mit dem Ziel von Entscheidungen und To-do-Listen gesetzt. Es soll sofort auf etwas hinauslaufen, und zwar schnell. Und dieses „schnell“ sorgt, unter anderem dafür, dass nicht in der Tiefe über Probleme und Situationen nachgedacht wird, sondern nur bekannte Standpunkte manifestiert werden. Organisationaler Diskurs ist dagegen ein verlangsamtes, intensives, reflexives und gemeinsame Betrachten der kollektiven Bewertungsmuster.

Wie gelingen Diskurse und wie garantiert nicht?

Wie immer in Komplexität ist es leichter zu sagen, wie etwas nicht geht. Der Boss moderiert, Sichtweisen sind quasi schon vorgegeben, das Gespräch bleibt an der Oberfläche und geht nicht auf Grundannahmen und Überzeugungen, „wir müssen uns beeilen“, „wir müssen etwas tun“ und „wir müssen uns alle einig sein“ sind Garanten für das Nicht-funktionieren. Der organisationale Diskurs braucht einen „eigenen Raum“, der noch nicht belegt ist und sofort die alten Erfahrungen von Meetings, Seminaren oder Schulungen wachruft. Ein Raum, in dem die Verabredung auf gemeinsames Erforschen von Denkmustern und Handlungsroutinen im Vordergrund steht.

Wofür sind Diskurse wichtig und welche Ressource stellen sie für Unternehmen dar?

Wann immer es in Organisationen um Veränderung geht, die grundlegend sind, tangiert das die etablierte Kultur. Veränderung tangiert die eingeübten Bewertungsmuster des Kollektivs. Und die sind ja eben nicht alle bewusst, die Menschen befolgen und erhalten sie automatisiert. Das „wie ticken wir eigentlich“ zu reflektieren macht Veränderung wahrscheinlicher, weil das organisationseigene Immunsystem bewusst wird und dann passende Interventionen gewählt werden können. Meine These ist folgende: Ohne organisationalen Diskurs (höchstwahrscheinlich) keine wirksame Veränderung und ohne gemeinsames Denken, kein organisationaler Diskurs.

Bonusfrage: Wer sollte unbedingt den LEA Podcast hören?

Alle Menschen, die manchmal eine Diskrepanz, eine Ambivalenz, ein Paradox in ihrer Organisation wahrnehmen und sich fragen: „Was geht hier eigentlich ab und wie lässt sich Einfluss nehmen?“

Die Podcast-Folge mit Stephanie findest Du hier: Organisationaler Diskurs: Gemeinsam denken tut Not.