Kollegiale Beratung kann sehr gut im virtuellen Raum stattfinden. Diese Erfahrung haben wir im Rahmen unserer LEA Casetime in den letzten Wochen immer wieder machen dürfen.
Im Kontext der Corona-Pandemie wollten wir als LEA eine Plattform bieten, in der zum einen Austausch zu organisationalen Themen stattfinden konnte und zum anderem auch direkte Interaktion und Unterstützung möglich war: Die wöchentliche LEA-Lunchtime mit ihren beiden Formaten „Freshtime“ und „Casetime“ war geboren. In der „Freshtime“ schauen wir auf Theorie und erlebte Praxis organisationaler Themen – kurze Inputs führen in eine gemeinsame Diskussion. In der Casetime wurde ein Raum für kurze kollegiale Fallberatungen angeboten. Wir waren fast überrascht wie gut das funktionierte und auch unsere Gäste waren begeistert.
Wie funktioniert kollegiale Beratung im virtuellen Raum?
Wir sind mit ganz unterschiedlichen Gruppen zu rasant schnellen Ergebnissen gekommen. In nur einer Stunde haben wir mit bis zu 15 Teilnehmenden zwei vollständige Runden kollegiale Beratung durchgeführt. Ohne, dass wir vorher über die geschilderten Fälle im Austausch waren oder dass sich die Teilnehmenden kannten. Die Fallgebenden waren begeistert über die neuen Impulse und Ideen, die sie mitnehmen konnten: „Es ist total spannend, in dieser kurzen Zeit schon Ergebnisse zu bekommen“. Die Berater*innen haben vom Austausch profitiert: „Ein Super Format, es rattert bei allen weiter.“
Wichtig ist ein strukturiertes Vorgehen! Was anfangs vielleicht auch für leichte Irritationen gesorgt hat – das schrittweise, zeitgesteuerte Arbeiten in kürzester Zeit – wurde im Nachgang von allen als Erfolgsrezept beschrieben.
Wenn Sie das auch mal ausprobieren wollen, hier die Rezeptur.
Zutaten:
Sie brauchen (als Moderator*in)
- Eine Stunde Zeit
- Ca 6-12 Teilnehmende die Lust und Interesse an Austausch und Beratung haben
- ein Videokonferenztool (z.B. Zoom oder Skype)
- eine Stoppuhr
- einen farbigen Zettel
Vorbereitung
- Treffen Sie sich zur verabredeten Zeit online. Alle schalten ihre Kamera ein.
- Finden Sie einen, besser zwei Teilnehmende die je einen Fall einbringen möchten!
- Beschreiben Sie kurz den Ablauf und weisen Sie darauf hin, dass Sie als Moderator*in strenges Zeitmanagement betreiben
Virtuelle Fallberatung in 15 Minuten
Jede der folgenden Stufen ist mit einer Zeit hinterlegt – wichtig ist, dass diese eingehalten werden. Das Time-out zeigen Sie an, indem Sie den farbigen Zettel in die Kamera halten.
- Bitten Sie den/die ersten Fallgeber*in den Kontext zu umreißen (1 min)
- Bitten Sie den/die Fallgeber*in sich nun 3 Berater*innen aus dem Teilnehmerkreis zu wählen. Berater*innen, die sich selber anbieten wollen, können das per Handzeichen anzeigen (1 min)
- Die Berater*innen haben nun Zeit Sachfragen zu stellen, um das Thema noch beschreibbarer zu machen – Fallgeber*in beantwortet nach jeder Frage (3 min)
- Fragen Sie die Fallgeber*in nun, was Ihre konkrete Frage an das Berater*innen-Team ist (30 sek)
- Fallgeber*in dreht sich weg von der Kamera. Die Berater*innen bilden nun Hypothesen über den Fall: welche Annahmen haben sie? (Achtung! Noch keine Lösungen diskutieren) (3 Minuten)
- Fallgeber*in geht in Resonanz zu den Hypothesen (1 min)
- Fallgeber*in dreht sich wieder weg von Kamera. Die Berater*innen diskutieren nun Lösungen für die Frage (4min)
- Fallgeber*in geht in Resonanz dazu (1 min)
- Ende und Start der nächsten Runde
Tipp: Die anderen Teilnehmer*innen, die während einer Session keine aktiven Berater*innnen sind, schreiben ihre Gedanken zu dem Fall in den Chat. Diese Möglichkeit des „Gedankenfangs“ hat sich wirklich angeboten durch das Online-Tool. Am Ende kann sich der Fallgeber den Chat kopieren und in Ruhe nochmal alles nachlesen.
Probieren Sie es aus und lassen Sie sich überraschen, wie zielführend dieses kurze Format für die Lösungsfindung sein kann!
Wichtig ist hier vor allem konsequente Moderation – wenn Sie selber lieber in die Beratungsrolle gehen wollen unterstützen wir Sie gern als Moderator*innen Ihrer virtuellen Fallberatung.
Neugierig?
Wenn Ihnen das Experiment gefällt, lässt sich die virtuelle Fallberatung natürlich auch bei komplexeren Fragestellungen anwenden, quasi als Slow Food – hier braucht es dann etwas mehr Zeit und auch etwas mehr Vorbereitung und Abstimmung. Wir gestalten gern mit Ihnen entsprechende Sessions.
Termine
Der nächste Termin für die offene LEA Casetime ist 30. Juli 2020, 12 Uhr bis 13 Uhr.
Und wenn Sie gerne an der LEA Freshtime teilnehmen möchten, den Themen-Impulsen zur Lunchzeit, dann merken Sie sich doch schon den 18. Juni 2020, 12 Uhr bis 13 Uhr vor. Inhaltlich beschäftigen wir uns mit dem Thema „Systemisches Managementverständnis“.
Anmeldungen nehmen wir gern entgegen.
Hier finden sie unser Online-Angebot.
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