Immer häufiger bekommen wir Anfragen und Aufträge von öffentlichen Einrichtungen, die sich auf den Weg in eine neue Welt machen. Dies hängt häufig zusammen mit der digitalen Transformation, die auch in den Verwaltungen, Behörden und Körperschaften des öffentlichen Rechts der Republik angekommen ist. Sie stellt die öffentlichen Einrichtungen dabei wahrscheinlich vor eine ihrer bisher größten transformationalen Veränderungen – wenn man politische Entwicklungen, die schnelles Handeln erfordern mal außer Acht lässt.
Die Herausforderungen sind also groß. Und in Projekt-Kickoffs und auch danach wird häufig stöhnend die schiere Dimension der Aufgabe betont.
Öffentliche Einrichtungen sind große Tanker, die durch ihre Beständigkeit und Wind- und Wetter-Festigkeit für Ruhe und Stabilität auch in stürmischen Zeiten sorgen müssen. Das ist richtig so, denn es geht darum, die gesellschaftliche Grundstruktur zu sichern. Kein Wunder also, dass die digitale Welle hier zuweilen für besonders nasse Füße auf dem Deck sorgt.
Gleichwohl erleben wir in der Praxis ein durch die digitale Transformation sich öffnendes „window of opportunity“. Durch das Vehikel der digitalen Transformation dringt nämlich auch ganz neuer frischer Wind in die vielleicht hier und da doch etwas angestaubten Flure der Verwaltung.
Denn um diesen großen digitalen Veränderungsprozess umzusetzen, braucht es natürlich den Blick auf die ganze Organisation. Das Thema geht alle an und alle müssen erreicht werden. Und hier erleben wir uns als Berater*innen ausgesprochen wirksam, wenn es darum geht, über diesen Digitalen Transformationsprozess ein stärkeres Maß an Beteiligung zu erzielen. Durch unsere systemische Organisationsanalyse identifizieren wir die Treiber und Hemmnisse der Veränderung. Letztlich spielen die Kultur, Identität und Spielregeln die entscheidenden Rollen. Wenn diese erstmal bekannt sind, können bestimmte Themen auf den Prüfstand gestellt werden („Wollen wir das eigentlich genau so, bloß weil es schon immer so ist?!“) und es kann herausgearbeitet werden, was die spezifischen Handlungsstränge sind.
Das heißt, das Sachthema offenbart das Kulturthema. Und wenn das auf dem Tisch ist, lässt sich dies nutzen, um mit diesem Wissen zum einen das originäre Sachthema, die digitale Transformation, erfolgreich umzusetzen, und zum anderen besteht die große Chance mit diesem Wissen um die eigene Identität und Positionierung nochmal ganz genau zu gucken und das Profil zu schärfen.
Mehrwert für die Organisation hat das allemal: das Lernen über die eigene Kultur schafft eine stärkere Identität und das wiederum führt nicht zuletzt auch zu einer klareren Positionierung als Arbeitgeber, zeigt die Leitplanken organisationalen Handelns auf und orientiert nochmal neu über den Sinn. Gerade vor dem Hintergrund der Diskussionen um den Purpose von Organisationen ist die digitale Transformation letztlich für viele Organisationen ein Geschenk, um auch bei sich selbst wieder an Orientierung und Sinn anzuknüpfen.