Bis vor Kurzem war das Home Office für viele der Ort um endlich mal in Ruhe ohne Störung Themen konzentriert abzuarbeiten. Meetings und Austausch fanden in Präsenzzeiten statt. Die Chance, die virtuelle Arbeit mit sich bringt, wurde oft nicht ausgeschöpft. Jetzt stellt die Corona-Krise alles auf den Kopf. Das stellt Führungskräfte genau wie alle Mitarbeiter*innen vor große Herausforderungen. Ganz schnell soll alles möglichst reibungslos aus dem Home Office funktionieren.
Grundbedürfnisse ändern sich aber nicht, nur weil sich die äußeren Rahmenbedingungen verändert haben. Es lohnt sich, gerade jetzt darauf zu achten, dass sie erfüllt sind, damit unsere Teams gut durch die Krise kommen.
Selbstbestimmung & Selbstorganisation
Arbeit von zu Hause aus bringt viel Selbstbestimmung mit sich und verlangt ein hohes Maß an Selbstorganisation. Aber machen wir uns nichts vor, ein bewusst eingerichtetes und abgegrenztes Home Office und Krisenarbeit vom Küchentisch aus, während Kinder und Partner*innen durch die Wohnung springen, haben recht wenig miteinander zu tun. In Krisenzeiten braucht es zwar Wohlwollen und Toleranz. Von zu Hause arbeiten heißt aber auch, dass der Tag gegebenenfalls weniger oder zumindest andere Strukturen hat (z. B. fällt der Weg zur Arbeit weg), oder man sich diese zumindest selbst gestalten muss wo vorher andere die Regeln gemacht haben. Nicht in der Schlafanzughose am Schreibtisch zu sitzen kann da schon helfen. Den wegfallenden Arbeitsweg durch einen Spaziergang am Morgen ersetzen, solche Rituale helfen den Tag zu gestalten.
Drei erste Schritte:
- Neue Routinen helfen uns durch den Tag
- Arbeit und Freizeit bewusst trennen
- Bewegung einplanen
Im virtuellen LEA Workshop „Selbstorganisation im Home Office“ arbeiten wir für Fragestellungen, die für Sie wichtig sind, passgenaue Lösungsansätze aus.
Zugehörigkeit
Insbesondere wenn ein Team, das gewohnt ist eng zusammen zu arbeiten, auf einmal alles vom Home Office aus regeln muss, braucht es klare Strukturen. Wann und wie kann ich die Kollegen ansprechen? Wie läuft das ab, wenn der kurze Dienstweg auf eine Tasse Kaffee entfällt? Muss jetzt für jedes kleine Thema ein Meeting anberaumt werden? Wann kann und darf ich überhaupt die Kolleg*innen fragen wie es ihnen gerade geht? Ist die Video-Konferenz auf einmal unstrukturiert, weil alle das Bedürfnis haben, nach dem Befinden der anderen zu fragen oder fällt der soziale Teil der Arbeit jetzt aus?
Viele dieser Fragen sind nicht krisenspezifisch. Wer momentan Meetings organisiert, kann mit guter Struktur und Raum für die sozialen Bedürfnisse des Teams alle stärken. Video anschalten, sofern es die Bandbreite erlaubt, ist grundsätzlich eine gute Idee. Eine gute Vorbereitung des Termins ist ratsam und nicht zu lange vor der Mattscheibe sitzen. Bewegung ist wichtig, das hält auch den Geist in Schwung.
Drei erste Schritte:
- Virtuelle Termine sorgsam vorbereiten
- Klare Kommunikation (Kamera an, welche Tools werden verwendet, welche Themen werden besprochen)
- Raum für Nähe schaffen (gemeinsame Kaffeepausen, Check-ins moderieren)
Mehr über die Moderation von online Meetings gibt es in unserem virtuellen LEA Workshop „Erfolgreiche Gestaltung virtueller Meetings“.
Sicherheit & Anerkennung
Meetings finden jetzt gleichzeitig zwischen Barbies, Legos, in der Wäschekammer und in Küchen von Familien statt. Die Angst um den Arbeitsplatz sitzt Mitarbeiter*innen häufig im Nacken. Wie das Reh das im Lichtkegel steht, sehen wir dann nicht alle Möglichkeiten, die uns zur Verfügung stehen. Gerade jetzt ist gute Führungsarbeit gefragt.
Selbst wenn wir uns in Video-Konferenzen sehen, dann immer nur einen kleinen Ausschnitt. Das macht eine offene und deutliche Kommunikation umso wichtiger. Wie geht es mit dem Unternehmen weiter? Was sind die nächsten Schritte im Team, wie erfahre ich Wertschätzung? Was ist anerkennungswert? Mitarbeiter*innen stellen sich existenzielle Fragen und es ist Führungsarbeit, diese ernst zu nehmen und darüber zu sprechen.
Dabei sollten wir nicht vergessen, dass auch die Führungskräfte an der Stelle im gleichen Boot sitzen. Auch sie sind plötzlich nur noch im Home Office, auch sie haben Familie um die sie sich sorgen. Das birgt auch Chancen: mit Offenheit über ihre eigene Situation können Führungskräfte Ängste nehmen. Auch der Chef hat ein Kind, das plötzlich in der Video-Konferenz dringend „Hallo“ sagen muss. Dann ist das so.
Drei erste Schritte:
- Klare Absprachen treffen (Wie sind wir gut erreichbar? Welche Tools nutzen wir?)
- Offene Kommunikation über die elementaren Dinge (von Existenzängsten über Ausstattung im Home Office bis zu inhaltlichen Themen)
- Bewusst das Team-Gefühl durch verschiedene Formate (wie Check-ins) stärken
Wie Führungskräfte jetzt ihr Team stark machen können, erarbeiten wir mit Ihnen in unserem virtuellen LEA Workshop „Teams wirksam führen“.
Blick in die Zukunft
Ich erhoffe mir, dass wir diese Krise nutzen, um mutig neue Wege zu gehen und neue Formen der Arbeit ausprobieren. Das wir am Ende ein besseres Verständnis davon haben, an welchen Stellen die Arbeit und unser Leben gewinnt, wenn wir nicht permanent präsent sein müssen. Und ich wünsche mir, dass wir dann die Zeit die wir zusammen haben, wertvoll und achtsam miteinander nutzen können. Dass wir unglaublich schnell und konkret anders arbeiten können, haben wir alle gerade bewiesen. Lassen Sie uns das Gute draus auch mit in die Zeit nach Corona tragen.
PS: hier geht es zur Übersicht aller vorgestellten Module der Seminarreihe „Damit Ihr Team gut durch die Krise kommt“