Teams geraten in Konsensfallen

Wieso Falle? Ja, aber es ist doch ein hoher Wert, wenn sich alle einig sind, oder? Kann ein Konsens etwa etwas Schlechtes sein?

Gerade auch deshalb, weil Teams so personenorientiert sind (siehe 6 von 11), schleicht sich recht häufig die Richtigkeitsvorstellung ein, dass sich alle einig sein müssten. Noch besser: Schnell einig sein.

Das treibt dann interessante Stilblüten. In einigen Teams bilden sich Meinungsführerschaften heraus und wenn sich diese Personen zu einer Angelegenheit äußern, dann gilt es als hoher Wert, auch diese Position zu beziehen.

In anderen Teams schweigen sich einige Mitglieder lieber aus, bevor sie riskieren, eine gegenläufige Position in den Raum zu bringen. Aus lauter Sorge davor, dass sich dann ein Streit entfachen könnte.

Als richtig gute Entscheidung gilt häufig nur diejenige, die von den meisten oder sogar allen Teammitgliedern vertreten wird.

Und genau hier lauert die Falle. Denn es sollte die Beteiligten eher skeptisch machen, wenn alle gleicher Meinung sind. Das kann doch nicht sein, dass es keine Ambivalenz, keine Gegenposition gibt, denn schließlich kann keiner von ihnen die Zukunft voraussehen, sodass jede Entscheidung auch falsch sein könnte … Es gibt sie nicht, die einzig richtige Entscheidung.

Einigkeit, vor allem schnelle Einigkeit, ist kein Indiz für eine gute Entscheidung!

Einige Erklärungen für schnelle Einigungen:

  • Gefolgschaft von Meinungsführenden
  • Bequemlichkeit, Ruhe und Gemütlichkeit
  • Scheinheiligkeit
  • Konformitätsdruck
  • Betriebsblindheit
  • Zeitdruck, Hektik, Alarm
  • Fehlendes Interesse und Engagement

Guten Entscheidungen geht, wenn möglich, ein qualitativ hochwertiger Diskurs voraus, verschiedene Positionen werden bezogen und abgewogen.

Praxistipp:

Die Positionen können auch hypothetisch bezogen werden, zum Beispiel können dazu Methodiken genutzt werden wie die Denkhüte von de Bono oder die verschiedenen Wahrnehmungspositionen oder, oder … Das hilft auch dabei, die Positionen zu fest mit einzelnen Teammitgliedern zu verknüpfen, was sehr entlastend wirkt.

Am Ende steht die Auswahl eines Entscheidungsfindungsverfahrens. Ja, das kann eine Abstimmung sein und die Mehrheit gewinnt oder es wird so lange diskutiert, bis alle zustimmen, oder oder.

Wir würden gerne hier mal sammeln, welche Entscheidungsfindungsverfahren ihr kennt, gerne nutzt und mit welchen ihr gute oder auch weniger gute Erfahrungen gesammelt habt.

Bitte teilt eure wertvollen Erfahrungen hier auf LinkedIn mit uns.