Warum sollten sich Unternehmen mit dem Thema Generationen beschäftigen?

Die Generation Y (*1980 – 1994) ist bereits im Arbeitsleben angekommen und die nachstehende Generation Z (*1995 – 2009) befindet sich auf dem Weg dorthin. Bei allen Unterschiedlichkeiten eint beide Generationen ein neues Arbeitsverständnis: Arbeit soll Spaß machen, sinnvoll sein und der persönlichen Weiterentwicklung dienen. Nette Kollegen, verständnisvolle Vorgesetzte und eine schöne Umgebung sind wichtig.

Ein wertschätzender Umgang auf Augenhöhe, unabhängig von etwaiger Hierarchien, ist für sie selbstverständlich; sie möchten vom ersten Tag an ernst genommen und eingebunden werden. Freizeit und Familie dürfen nicht zu kurz kommen, die Vereinbarkeit von beidem, die Balance ist ganz entscheidend bei der Berufs- und Arbeitsplatzwahl; im Zweifel geht das Private vor.

Die beiden jungen Generationen sind sehr selbstbewusst und wenig kompromissbereit. Sie wissen den steten demografischen Wandel sowie den Fachkräftemangel, insbesondere in den Heilberufen, auf ihrer Seite. Ihnen ist bewusst, dass die Machtverhältnisse am Arbeitsmarkt sich umgedreht haben: Gut ausgebildete junge Mitarbeiter suchen sich heutzutage ihren Arbeitgeber aus, nicht mehr umgekehrt. Und sie ziehen schnell weiter, wenn sie sich im Team nicht wohl und von Kollegen und Vorgesetzten nicht wertgeschätzt fühlen, die Arbeit kaum Spaß oder wenig Sinn macht oder sie keine Entwicklungsmöglichkeiten sehen. Und sie teilen der ganzen Welt über Kununu mit, was ihnen beim Unternehmen nicht gefallen hat. Loyalität und jahrzehntelange Treue zum Arbeitgeber ist ihnen fremd, infolge der Individualisierung des Arbeitsmarktes geht es ihnen in erster Linie um sich selbst, um ihren beruflichen Werdegang, ihren Marktwert, ihre persönliche Weiterentwicklung.

Bei älteren Führungskräften und Mitarbeitern, die sich ihre Stellung im Unternehmen, ihre Privilegien am Arbeitsplatz, erst über Jahrzehnte hinweg mühevoll erarbeiten mussten, stößt dieses große Selbstbewusstsein und die hohen Ansprüche auf Unverständnis. Inhaber, Geschäftsführer und Personalverantwortliche sehen den Wunsch nach klaren Arbeitszeiten, die Ablehnung von Überstunden sowie das permanente Bedürfnis nach Betreuung und Weiterentwicklung als geringen Leistungswillen und fehlende Belastbarkeit. Und das schnelle Weiterziehen als mangelnde Loyalität.

Für ältere Mitarbeiter war es noch die Regel, dem Arbeitgeber, bei dem sie ihre Ausbildung absolviert haben, ein Leben lang treu zu bleiben. Und für Führungskräfte der alten Schule steht die Arbeit an erster Stelle, vor Familie und Privatleben. Überstunden und Wochenendschichten sind für sie selbstverständlich, und es zeugt aus ihrer Sicht von mangelndem Einsatz und Desinteresse am Unternehmen, wenn neue Kollegen nach 18 Uhr und am Wochenende telefonisch nicht erreichbar sind. Konflikte zwischen den Generationen, mangelndes gegenseitiges Verständnis von Jung und Alt senken nachweisbar die Motivation und Produktivität von Teams, sie führen krankheitsbedingten Fehlzeiten und gelten als häufigste Gründe für eine Kündigung auf Arbeitnehmerseite.

Möchten Unternehmen gute junge Mitarbeiter für sich gewinnen und langfristig halten, dann sollten sie lernen, sich auf die neuen Generationen, deren Arbeitsweise, Erwartungen und Bedürfnisse einzustellen. Doch dies kann bei langgedienten Beschäftigten und älteren Kollegen auf das Gefühl von Ungerechtigkeit sowie auf Neid stoßen. Hier eine gute Balance zu finden, kann für moderne Unternehmen überlebenswichtig sein: Die neuen jungen Kollegen und Mitarbeiter gut einzubinden und gleichzeitig die älteren Kollegen nicht aus dem Blick zu verlieren. Die Unterschiedlichkeiten zwischen den Kollegen und Mitarbeitern nicht als Bedrohung anzusehen, sondern diese Vielfalt im Rahmen kluger Mitarbeiterentwicklung als wertvolle Ressource zu nutzen, also arbeitsteilig optimal im Team einzusetzen. Ältere und jüngere Mitarbeiter und Führungskräfte lernen sich in Generationen-Workshops gegenseitig kennen und verstehen, sie lernen voneinander und miteinander.

Lebenslanges Lernen, Fortbildungen und Wissenstransfer setzen einen offenen, angstfreien Umgang miteinander voraus und brauchen Transparenz und Vertrauen. Führung und geführt werden, aber auch Kooperation im Team, im Unternehmen können so von allen Generationen als wertschätzendes Miteinander auf Augenhöhe erlebt werden.

Drei Gründe, warum es sich lohnt, auf Generationen im Unternehmen zu schauen.

Die besten Arbeitskräfte gewinnen und halten 

Mit zeitgemäßer Arbeitsweise neue Talente gewinnen und durch generationen-intelligente Führung jung und alt im Unternehmen halten.

Produktivität und Motivation fördern 

Durch Generationen Workshops und Führungskräfte-Coaching Generationenkonflikte frühzeitig erkennen und lösen.

Voneinander und miteinander lernen

Generationenunterschiede als Ressourcen nutzen, die Zukunftsfähigkeit junger Arbeitskräfte mit den Erfahrungen älterer Kollegen kombinieren.

 

LEA Beraterin Dr. Isabell Lütkehaus arbeitet als Mediatorin (BM), Supervisorin und Coach (DGSv) mit Geschäftsführern, Vorständen, Gesellschaftern, Familien und Teams. Sie ist Ausbilderin für Mediation und Coaching sowie Trainerin für Kommunikation, Teamentwicklung, Verhandlung und Konfliktmanagement. Sie begleitet Führungskräfte bei der Integration neuer Mitarbeiter sowie der Weiterentwicklung älterer Kollegen und bietet interaktive Generationen-Workshops für Teams an. Im Mai 2020 erschien ihr Buch zur Zusammenarbeit der Generationen im Unternehmen: Straßer/Lütkehaus: Crossgenerational Intelligence, Haufe Verlag.