Christina Grubendorfer schreibt in ihrem Buch „Einführung in systemische Konzepte der Unternehmenskultur“, das aktuell in die 2. Auflage geht, über ein vielfach unterschätztes Phänomen in Unternehmen: Kultur.
Doch was ist Unternehmenskultur eigentlich? Kennen Sie die Kultur in Ihrem Unternehmen? Was macht die Kultur überhaupt zur Kultur?
Meistens wird über Unternehmenskultur weder gesprochen, noch ist sie irgendwo aufgeschrieben und doch ist sie allseits präsent und maßgeblich verantwortlich für das Verhalten aller Organisationsmitglieder.
Christina Grubendorfer beschreibt durch eine „systemtheoretische Brille“ und Beobachtungen zweiter Ordnung („Es wurde beobachtet, dass das Gras grün ist“. Eine Beobachtung erster Ordnung wäre „Das Gras ist grün“) das Phänomen der Unternehmenskultur.
Leitgebend für die Beschreibung ist ihre Metapher: „Das >>Spiel<< Unternehmen“. Für einen Außenstehenden sind dabei zunächst nur das Spielfeld (z. B. Büroräume), die Spielfiguren (Mitarbeiter und Führungskräfte) und die Umwelt (z. B. Automobilbranche) in der das Spiel gespielt wird, bekannt. Ihrer Metapher folgend stellt die Unternehmenskultur eine besondere Kategorie der Spielregeln dar. Sie unterliegen der Einschränkung, dass ohne Spielanleitung gespielt werden muss. Wie gespielt wird, ergibt sich durch Beobachtungen und eigenes Mitspielen. Erst dadurch wird gelernt, wie man sich auf dem Spielfeld „Unternehmen“ bewegen kann und wie auch die anderen Spielfiguren sich bewegen. Dabei wirken die Spielregeln wie Erwartungen von allen Beteiligten, was erlaubt oder unerlaubt ist und welche Möglichkeiten sich für jede Spielfigur auf den unterschiedlichen Positionen des Spielfelds ergeben. Bewegungen und Aktionen der Spielfiguren sind als Kommunikation zu verstehen: „Kommunikation ist der Mechanismus, der das Spiel in Gang bringt bzw. der das Spiel >>ist<<.“. Unter dieser Annahme erscheint es einleuchtend, warum es so schwer ist, über Unternehmenskultur zu sprechen. Denn wer tauscht sich schon regelmäßig mit seinen Kollegen darüber aus, wie man miteinander kommuniziert.
Wer an dieser Stelle noch der Auffassung ist, Unternehmenskultur lasse sich in eine gewünschte Richtung steuern, muss nach Christina Grubendorfer enttäuscht werden. Unternehmenskultur zeichnet sich eben dadurch aus, dass sie nicht direkt steuerbar, sondern höchstens über die Bande anspielbar ist. Damit ist gemeint, dass zum einen jede Beobachtung von Kommunikation eine mögliche Veränderung hervorrufen kann und zum anderen, dass jede Veränderung des Spielfelds oder der Spielfiguren auch die Spielregeln und die Unternehmenskultur verändert. Aber ein spezifisches Spielfeld, mit bestimmten Spielfiguren und intendierten Spielregeln zu erzeugen ist unmöglich. Vielmehr ergeben und entwickeln sich die Spielregeln entlang von im Unternehmen getroffenen Entscheidungen.
Doch was lässt sich ableiten über das Phänomen der Unternehmenskultur?
Zentral hervorzuheben ist ihre Bedeutung für Unternehmen. Denn sie prägt nicht nur maßgeblich das Handeln der Mitarbeiter, sondern zeigt auch welche Werte gelebt werden. Letztlich kann man sogar so weit gehen und den Erfolg eines Unternehmens von der Unternehmenskultur abhängig machen, da bei dysfunktionaler Kultur Prozesse, Entscheidungen und Regeln boykottiert werden und das Unternehmen weder produktiv sein kann noch sich weiterentwickelt. Es gibt vermutlich so viele Kulturen, wie Unternehmen und jeder neue Mitarbeiter muss sich zunächst einmal zurecht finden. Das macht besonders Onboarding-Prozesse in Unternehmen so wichtig, da diese neuen Mitarbeitern die Kultur näherbringen.
Wer nach diesem kurzen Einblick in das Phänomen der Unternehmenskultur neugierig geworden ist auf umfangreichere Erklärungen über das Phänomen der Unternehmenskultur, dem möchte ich Christina Grubendorfers „Einführung in systemische Konzepte der Unternehmenskultur“ wärmstens empfehlen.
Das Buch kann in jeder Buchhandlung bestellt oder auch online über Amazon bezogen werden.