Unter der Frage „Was ist denn Selbstorganisation für euch?“ entfaltete sich im LEA-Podcast 101 eine Spielwiese voll mit an Ansätzen, um den Podcast-Titel „New Work, wie macht man es denn nun richtig?“ zu beantworten. Mit von der Partie: Björn Schneider und Peter Rubarth, die sich – um bei einer Metapher des Diskurses zu bleiben – auf unterschiedliche Weise an den „Bauklötzchen“ der Selbstorganisation zu bedienen scheinen. Das lässt sich zumindest vermuten, wenn man auf das Spannungsfeld blickt, das sich beim Zuhören vor dem inneren Auge bildet:
„Gute Selbstorganisation entsteht durch ein Regelwerk“ auf der einen Seite und „Gute Selbstorganisation entsteht, wenn Regeln losgelassen werden“ auf der anderen. Argumente für die beiden Pole des Spannungsfelds gibt es beider maßen:
Für Regeln sprechen der Erfolg von Frameworks wie die Holokratie: einem unternehmensweiten Betriebssystem, in dem Rollen und Kreise gebildet werden, um Entscheidungsprozesse zu formalisieren – und letztendlich eine Organisation zur erfolgreicheren Zusammenarbeit zu befähigen. Obwohl Selbstorganisation aus der Brille der Holokratie durchaus auch ohne diese Formalien entstehen könnte, ist das Fazit von natürlich entstandener Selbstorganisation eher nüchtern. Björn Schneider geht im Podcast so weit zu sagen, dass das, was dann einfach gemacht wird, dem formalisierten Rahmenmodell immer unterliegt. Dafür spricht auch die hohe Nachfrage aus Organisationen, die New Work neu etablieren wollen und für welche besser, schneller, sicherere Entscheidungen treffen definitiv kein automatisches Resultat der Selbstorganisation ist.
Regeln liefern dieses Resultat jedoch auch nicht zuverlässig: Gegen die perfekten Frameworks arbeitet häufig eine unperfekte Realität. Peter Rubarth spricht dazu aus jahrelanger Erfahrung als agiler Coach – welcher mittlerweile gerne By-the-Book-Anleitungen auch mal liegen lässt. Er zeigt auf, dass das Weglassen von Regeln fast schon zur Art Befreiungsschlag für Teams werden kann, die zuvor mit viel Mühe versucht haben, sich an umfassende Frameworks zu halten. Insbesondere die Komplexität dahinter, umfassenden Regelwerke auf einmal einführen zu wollen, überrollt manche Organisationen nahezu: Überforderung ist vorprogrammiert – dabei könnte Selbstorganisation einfach langsam, natürlich entstehen. Evolutionäre Ansätze, dass sich lebende Systeme früher oder später sowieso immer selbst Strukturen schaffen, sprechen in jedem Fall dafür.
Wie so oft lässt sich im Für und Wider allerdings dann recht schnell auch etwas Ergänzendes entdecken: Beide Pole spielen mit den Regeln, die eine selbstorganisierte Organisation innehaben kann, als wären es Bauklötzchen. In festen Frameworks ist die Auswahl der Klötzchen und wie sie ineinander passen schon von Anfang an vorgegeben; die ersten Leitplanken, wie etwas gebaut werden kann sind schon gemacht. Beim explorativen Austesten ohne Regeln müssen die Klötzchen wiederum nach und nach betrachtet, zusammengesteckt, für passend befunden oder verworfen werden. Gespielt wird letztendlich allerdings auf beiden Seiten – und genau im spielerischen Austausch zwischen Bauen nach Anleitung und Verwerfen von Konstrukten liegt großes Potenzial. Das wird auch im Podcast deutlich:
Mit geeinten Kräften beantworten Björn Schneider und Peter Rubarth zuletzt nämlich die Frage danach, wie bei dem vielen Herumgebaue an der Organisation der eigentliche Unternehmenszweck nicht zu kurz kommt: nachhaltig wirtschaftlich und damit überlebensfähig zu sein. Und wer Lust bekommen hat, eine Art Starter-Kit an Bauklötzen für diese Leistung auf den Weg mitzubekommen, der wird beim Zuhören sicherlich fündig werden.