Was ist heutzutage eigentlich nicht agil?

Agilität scheint derzeit die Antwort zu sein – Aber auf welche Frage den eigentlich?
In der heutigen Zeit müssen sich Organisationen immer schneller an ihre Umwelten anpassen, bei immer mehr Komplexität und Unsicherheit Entscheidungen produzieren und dabei noch profitabel bleiben. Wie funktioniert das eigentlich und warum scheint Agilität so oft die Antwort zu sein?

Unter dem Titel: „Das agile Unternehmen“ fanden sich am 21.11.18 Unternehmer, interne Organisationsberater, Personal-, Vertriebs- und Marketingleiter, kurz: für Veränderungsfragen in Organisationen verantwortliche Führungspersonen in Berlin zum LEA Networking zusammen.
Ganz im Sinne der Agilität ging es mit einem Speeddating unter den Teilnehmern und LEA-Beratern los. Zeit sich kennenzulernen, ein Gefühl füreinander zu bekommen und bei lockerer Atmosphäre in einen vielversprechenden Tag einzusteigen. Der danach folgende inhaltliche Impuls von LEA Gründerin Christina Grubendorfer räumte zunächst einmal mit vielen Unklarheiten rund um den Begriff Agilität auf und regte gleichzeitig zum weiterführenden Nachdenken an.

Wenn Agilität gar nicht so neu ist, warum ist es dann für viele so schwierig damit umzugehen?
Wenn es in Organisationen kein Richtig oder Falsch gibt, warum ist es dann noch wichtig agil zu sein?
Wenn agile Methoden nicht ausreichen, was braucht es dann für eine agile Organisation?

Es war klar: Das Konzept der „Agilität“ ist noch sehr theoretisch und bedarf zur weiteren Bearbeitung konkreten Inhalt. Wir wollten der Sache auf den Grund gehen: Was ist in der Praxis zu beobachten, wenn „agil“ draufsteht? Was verändert sich derzeit in den Bereichen Führung, Zusammenarbeit und Arbeitswelten? In Kleingruppen stellten sich die Teilnehmer den Fragen für ihre jeweilige Organisation: Was war bisher bei uns gängige Praxis? – In welche Richtung soll es in der Zukunft gehen? – Welche Veränderungsbemühungen in Richtung Agilität sind zu beobachten?

Moderiert durch die LEA-Berater wurden Praxisbeispiele gesammelt zu den folgenden Organisationselementen: Führungsverständnis, Arbeitswelt/Arbeitsplatzgestaltung und Formen der Zusammenarbeit. In angeregter Atmosphäre zeigte sich, dass es in Teilen sowohl ähnliche Aktivitäten, Schwierigkeiten und Fragen in den Organisationen als auch viel voneinander zu lernen gab.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Es ist gar nicht so leicht Agilität in die Organisation zu bringen und einzelne Veränderungen bewegen noch keine ganze Organisation. Der Umgang mit Führung und Führungspersonen ist ein entscheidendes Thema auf dem Weg zur agilen Organisation. Dabei müssen alte Muster aufgebrochen, Werte neu definiert und klare Rollenverständnisse für alle Mitarbeitenden geschaffen werden. Weiterhin zentral sind die Themen Kommunikation, Transparenz, gemeinsame Ziele und Entscheidungsfindungsprozesse. Ein Großraumbüro oder ein paar Workshops machen da noch nicht den Unterschied.

Um sich den Herausforderungen der agilen Organisation zu stellen, machte Christina Grubendorfer in einem zweiten Impulsvortrag augenzwinkernd auf häufige Denkfehler in Bezug auf Agilität aufmerksam. So bedeutet Agilität nicht automatisch mehr Geschwindigkeit und erst recht nicht, dass es keine Führung mehr gibt. Sondern die Umstellung auf agile Methoden macht Organisationen erst einmal langsamer, weil neue Strukturen gefunden werden müssen. Und das geht auch nicht ohne Führung. Diese ist lediglich nicht mehr nur bei Führungskräften zu suchen, sondern durch klare Prozesse gegeben. Vordergründig ist Agilität aber gerade eben nicht die Antwort auf alle Fragen der heutigen Organisationen. Vielmehr geht es für Organisationen darum anpassungsfähiger zu werden und sich die richtigen Fragen über Ihre Zukunft zu stellen. Ob Agilität die Lösung ist, muss zweitrangig beantwortet werden.

LEA LAB – Der Praxisteil am Nachmittag mit dem Future Modeling Canvas

Am Nachmittag wurden die LEA-Networker wieder selbst gefordert. Es ging darum, mit dem von LEA adaptierten „Future Modelling Canvas“ eine Organisation agil und zukunftsfähig zu machen. Aufbauend auf Bestehendem konnten die Teilnehmer eigenverantwortliche Visionen zur Zukunft einer agilen Organisation erstellen. Diese musste sich an ihren Treibern, Barrieren und Spannungen erproben. Desweiteren arbeiteten sie Kernfaktoren heraus, die zu einer Zukunftsvision führten. Der finale Schritt bestand darin diese in die Gegenwart zu holen, um eine angewandte Zukunft mit nach Hause nehmen zu können. Die beiden Gruppen produzierten in diesem Prozess eigene Ideen und Konzepte an zwei konkreten Fällen.

Bei einem abschließenden Feedback wurde dieser intensive und lehrreiche Tag gewürdigt und besonders die Offenheit und das Arbeiten auf Augenhöhe zwischen den Teilnehmern herausgestellt. An dieser Stelle bedanken wir uns ganz herzlich bei unseren Gästen, die diesen Tag mit ihren Inhalten und Anliegen wesentlich mitgestaltet haben.

Letzten Endes gilt es für jede Organisation, sich selbst die Frage zu stellen, auf was Agilität die Antwort ist. Und nach dem heutigen Tag dürfte das Fragenstellen in diesem Kontext zumindest ein wenig leichter sein…

 

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