Gruppendynamik und warum sich Führende damit gut auskennen sollten (mit Christina Grubendorfer und Gerhard Krejci)

Gruppendynamik vermittelt uns einen Blick darüber, wie Aktivität in Gruppen entsteht.

Und ist damit auch ein relevantes Thema für die Arbeitswelt. Immer stärker wird in Gruppen (Teams, Projektgruppen, agile Vorhaben) gearbeitet. Teamarbeit ist zentraler Bestandteil der Arbeit von Organisationen.

Es ist daher nützlich, den Blick auf diese kleineren Systeme im großen System Organisation zu richten.

Mag. Dr. Gerhard P. Krejci, Jahrgang 1963. Arbeitete 17 Jahre in verschiedensten Funktionen in IT-Abteilungen, studierte zunächst Betriebswirtschaft (WU Wien) und promovierte in Interventionswissenschaften (Universität Klagenfurt, Dissertation: „Paradoxien globaler Projektteams“). Seit 2004 selbstständiger Organisationsberater, Trainer und Coach (seit 2010 bei Simon, Weber and Friends). Arbeitsschwerpunkte: Systemische Organisationsberatung, Führung, Teams, Projektmanagement und Interkulturalität. Lehrtrainer für Gruppendynamik (ÖGGO) und Organisationsberatung, Lektor an verschiedenen Universitäten und Fachhochschulen. Mitglied der Österreichischen Gesellschaft für Gruppendynamik und Organisationsberatung (ÖGGO), im Club-Systemtheorie und der Academy of Management (AoM).

Aktuelle Publikation: 

Groth, T., Krejci, G.P. Günther, S. (Hrsg.) „New Organizing. Wie Großorganisationen Agilität, Holacracy & Co. einführen – und was man daraus lernen kann“.

Mehr zu Gerhard P. Krejci findet sich auch hier:

www.simon-weber.de

www.forteamsandleaders.at

www.oeggo.at

Für Eilige: Einige Insights aus dem Podcast

Gruppendynamik vermittelt uns einen Blick darüber, wie Aktivität in Gruppen entsteht.

Und ist damit auch ein relevantes Thema für die Arbeitswelt. Immer stärker wird in Gruppen (Teams, Projektgruppen, agile Vorhaben) gearbeitet. Teamarbeit ist zentraler Bestandteil der Arbeit von Organisationen.

Es ist daher nützlich, den Blick auf diese kleineren Systeme im großen System Organisation zu richten.

Aus der Summe der Individuen entsteht etwas anderes.

Eine der gruppendynamischen Grundannahmen ist, dass Fähigkeiten der Gruppe andere sind als die Fähigkeiten einzelner. Als Individuum bringt man eigene Fähigkeiten und Fertigkeiten ein. In der Gruppe entsteht dabei dann ein Ergebnis, das durch einen höheren Erkenntnisgewinn zustande kommt. Meinungen werden hier hinterfragt, Widerspruch und Zustimmung sind die zwei Seiten der Medaille. Im gemeinsamen Prozess wird das Ergebnis entwickelt, ergänzt und erweitert.

Das Spannende: am Schluss ist das Ergebnis dann häufig nicht mehr einzelnen Beiträgen zuzurechnen, sondern der Gesamtleistung des Gruppenprozesses in dem alles zusammenläuft und sich zu etwas Neuem verbindet.

Auch im Prozess der Gruppe selber entsteht Neues. Wenn man Gruppen beobachtet, entwickelt sich etwas Drittes: Regeln des Miteinanders etablieren sich, die das Verhalten einzelner steuern.

Diese sich etablierenden Regeln sind nicht nur beobachtbar, sondern auch besprechbar und können so zur Disposition gestellt werden.

Wie kommt es überhaupt zu diesen Regeln?

Zu Beginn ist in einer neuen Gruppe die Unsicherheit groß. Was passiert hier? Worum geht es? Es entstehen Regeln, die diese Unsicherheit reduzieren sollen. Diese werden dann aufgenommen oder versucht zu verändern (was wiederum Unsicherheit erzeugt – weswegen es häufig auch so schwer ist, etablierte Regeln zu ändern).

Was ist der Unterschied zwischen Gruppen (im Sinne der Gruppendynamischen Trainings) und Teams?

Teams sind formal zwar Gruppen aber innerhalb von Organisationen sehr zweckorientiert – funktional – definiert. Es gibt Sachziele, die erreicht werden sollen.

Im Gegensatz zu Teams gibt es in Gruppen keine Sachziele, sondern man hat das Ziel den Gruppenprozess zu erleben. Im Gruppenprozess kommen daher die individuellen Erwartungen viel stärker zum Tragen. Die Akteure sind eng gekoppelt mit dem sozialen System Gruppe. Was passiert, passiert aufgrund der Unmittelbarkeit der Beiträge.

Wie ist das in Teams? In Teams gibt es einen konkreten Zweck und einen anderen organisationalen Kontext. Außerdem bestehen schon Strukturen und Rollen.

Entstehende Regeln erleichtern vieles. Aber es gibt immer die Möglichkeit des Einspruchs -das unterstreicht die Kopplung. Je länger die Gruppe arbeitet, desto mehr kennt und vertraut man sich. Manche Beiträge müssen dann gar nicht explizit erfolgen, sondern die Aufmerksamkeit richtet sich auf relevante Anker.

Das Beobachten der Interaktion und  der Blick auf das Kleinsystem ist wichtig: Wie wirkt das Team zusammen? Was hilft, was beeinträchtigt? Wer kann wie beitragen? Warum kann jemand nicht beitragen?

Beobachtungen die sich hieraus ergeben, sollten zur Verfügung gestellt werden, um auf der Prozessebene zu schauen, was los ist. So lassen sich Widersprüche identifizieren und den Umgang damit reflektieren – das bringt die Gruppe in einen anderen Modus und die Arbeit wird noch erfolgreicher. Kenntnis von Gruppendynamik kann also den Blick schärfen und nützlich machen für den Prozess. Auch die andere, die eigene Seite als Führungskraft gilt es zu betrachten: was kann ich tun? Auch hier steht zuerst die Beobachtungsleistung, diesmal des Selbst in der Gruppe. Und dies in die Rückmeldung geben, wie man selber als Leiter gesehen wird – der Fremd-/Selbstbildvergleich, mit dem Unterschiede unterscheidbar werden.

Was lässt sich aus der Gruppendynamik heraus zu selbstorganisierten Team sagen?

Meist sind die Rahmenbedingungen für Entscheidungen in Teams nicht klar. Wenn ein Team Entscheidungen treffen soll, spielen vor allem 3 Faktoren eine Rolle und sollten berücksichtigt werden:

  1. Das Team braucht ausreichend Zeit, um zu guter Entscheidung zu kommen. Bei zu wenig Zeit ist das Ergebnis nicht optimal.
  2. Rahmenbedingung der Entscheidung: Wie sieht der Entscheidungsfindungsprozess aus? Wenn es keinen entscheidenden Einwand gibt, ist es angenommen? -> Das erzeugt Anpassungsdruck. Manchmal kann man den Einwand nicht gleich als Argument benennen – aber auch ein Bauchgefühl muss berücksichtigt werden. Das Verfahren muss also vorsehen, nicht nur auf der Sachebene zu sprechen.
  3. Blick auf den Gesamtkontext: was ist wichtiger? Geht es um das Ergebnis oder gibt es möglicherweise auch informelle Ziele, die erreicht werden sollen?

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