Wir brauchen Unternehmen die einen Beitrag zu einer Welt leisten, in der wir gerne leben möchten. Jetzt, im Kontext der Corona-Pandemie, ist ein sehr guter Moment um wichtige Hebel zu stellen, für eine Zukunft, die uns anzieht statt uns zu ängstigen. Unternehmen sind gefordert, ihren Teil der Verantwortung für unsere Zukunft zu übernehmen.
Zum Weiterhören: Podcast „Das Politikteil“ von ZEIT und ZEIT Online: „Haben wir vor lauter Corona die Klimakrise vergessen?“, ein Gespräch mit der Ökonomin Maja Göpel, 12. Februar 2021.
Zum Weiterlesen: „Die Chance für den Kulturwandel in Unternehmen ist da“, ein Gastbeitrag zu Social Impact von Dirk Sander und Oliver Kuschel, enorm Magazin, 9. Februar 2021.
#becomebetter
Für Eilige: Einige Insights aus dem Podcast
Wandel der Wirtschaft. Warum gerade jetzt?
Die Coronakrise ist ein Symptom einer tiefreichenden Systemkrise der Menschheit. Wir stehen an einem Kipppunkt, einem Übergang von einer stabilen Phase zu einer grundlegenden Veränderung unseres Wirtschaftens und unseres Umgangs mit uns Selbst als Menschheit und unserer Umwelt. Diese Neuordnung von Verhältnissen, die wir gerade live erleben, hat bereits vieles verändert was vor zwei Jahren noch nicht vorstellbar war. Das Straßenbild ist in vielen Ländern von Maskenträger:innen geprägt, Arbeitgeber:innen räumen mehr Flexibilität beim Wählen von Arbeitszeit und Arbeitsort ein. Arbeitsprozesse werden rapide digitalisiert. Dies alles ist durch Corona aus der Zukunft in die Gegenwart gekommen.
Vergessen wir vor lauter Corona die anderen Systemkrisen? Wie könnte Corona z.B. mit der Klimakrise zusammenhängen?
Es gilt als sehr wahrscheinlich, dass das Virus vom Tier an den Menschen weitergegeben wurde. Das passiert aber nicht einfach durch einen Spaziergang durch einen exotischen Urwald. Dafür braucht es einen massiven Eingriff ins Ökosystem. Es ist mittlerweile common sense, dass Massentierhaltung als Brutstätte für Erreger gilt. Die Pandemie hat also ihren Ursprung in einem Mangel an Biodiversität, an ausreichend großen Lebensräumen für Tiere und an unserem Umgang mit Böden, Tieren und Natur im Allgemeinen. Das Weltwirtschaftsforum (WEF) formuliert es sogar noch drastischer: „Es gibt schlimmere Gefahren als Corona. Die vom Menschen verursachten Umweltschäden, sind die größte Gefahr für die Menschheit.“ Und gegen Klimarisiken gibt es keinen Impfstoff.
Warum haben wir Menschen trotzdem das Verlangen das Alte zu stabilisieren und festzuhalten, anstatt neu zu lernen?
Routinen und Stabilität sind wunderbar kräftesparend. Wenn wir uns „anpassen“ rudern wir meist gegen, um zurück zum Alten zu kommen. Veränderung, das Neue, das Andere kostet Energie. Deswegen halten wir uns so gern am Alten fest und neigen dazu den Status Quo zu verteidigen auch wenn es „schlecht aussieht.“ Das Schwierige an enkelfähigem Wirtschaften und Anpassung, ist das Seinlassen, das Gewohnheiten aufgeben. Wir müssen lernen, dass wir nicht verzichten müssen, denn das ist die Hoffnung und das Warten auf Wiedererlangen. Stattdessen sollten wir lernen das Neue anzunehmen.
Eine Schwierigkeit mit diesem Thema ist, dass wenn präventive Maßnahmen funktionieren, nicht wirklich erlebt wird was sie verhindern (Präventionsparadox).
Wie könnte ein Reframing der Corona-Story aussehen?
Etwas zugespitzt: Die Coronakrise ist die Klimakrise und somit nur ein Symptome einer weltweiten Systemkise. Jetzt ist Zeit innezuhalten und sich die großen Fragen zu stellen. Welchen Wert möchten wir schaffen? Wer sagt eigentlich, dass das Potenzial des Menschen am besten im Ringen um den tollsten Lebensstandard aufgehoben ist. Im höher, schneller, weiterkommen. Frei nach Maja Göpel ist unser Wirtschaften und Streben eine „(…) Pillepalisierung der Existenz: Der Mensch ist dafür geschaffen die Künste, Kultur, das Denken, die Philosophie in die Welt zu bringen.“
Wie die Glücksforschung zeigt, macht Immaterielles viel glücklicher als Materielles. Wie können wir uns also dem Guten und Schönen zuwenden?
Und wie geht es jetzt weiter?
Politik, Zivilgesellschaft und Unternehmen sind gefordert Verantwortung zu übernehmen und das Momentum der Coronakrise zu nutzen, um wichtige Hebel für eine anziehende Zukunft zu gestalten. Ein zukünftiges Wirtschaftsmodell kann nur eins sein, dass dem Menschen sein Wohlergehen bei geringstmöglichem Fußabdruck zusichert.
Da Unternehmen letztendlich dem Kapital folgen, gehört die Bewertung der Unternehmen unter Nachhaltigkeitsgesichtpunkten auch in jede Bilanz. Wie man an der Maskenpflicht beobachten kann, sind viele Menschen bereit sich auf Veränderungen einzulassen. Also warum nicht eine CO2-Steuer so gestalten, dass man sich nicht ganz einfach „freikaufen“ kann, sondern dass der finanzielle Druck hoch genug ist, tatsächlich neu denken zu müssen.