Wie stark eine Irritation wirkt, entscheiden die Regeln der Organisation und nicht der Irritierende. Beratung braucht kreatives Geschick, um aus den Annahmen über die Organisation die passenden Interventionen abzuleiten, auszuprobieren und die „richtigen“ Irritationen auszulösen. Ein Gespräch mit Claudia Salowski über das Wirken als Berater:in (nicht nur) in Veränderungsprozessen.
Claudia Salowski ist Systemische Organisationsberaterin, Trainerin und Coach und seit 2020 auch Podcasterin. Darüber hinaus hat sie verschiedene Bücher veröffentlicht, zuletzt „Kreative Methoden im Business Coaching“ in der Reihe Springer essentials. Neben ihren zahlreichen Aus- und Weiterbildungen baut sie in ihrer Arbeit auf die langjährige eigene Erfahrung als Fach- und Führungskraft in den Bereichen Corporate Communications und Human Resources.
Gemeinsam mit ihrem aktuellen Buch „Kreative Methoden im Business Coaching“ (Springer Gabler 2020) ist bei iversity ihr Espressokurs „Coachinggespräche kreativ gestalten“ erschienen. Den Trailer und den gesamten Kurs gibt es über diesen Link: https://iversity.org/de/courses/coaching-gespraeche-kreativ-gestalten?r=52071
Ihr eigener Podcast „Kaffee, Donut, Viertelstunde“ erzählt Geschichten über und für Solo-Selbstständige. Es gibt ihn auf Website und auf allen gängigen Podcast-Plattformen zu hören: www.kaffeedonutviertelstun.de
Für Eilige: Einige Insights aus dem Podcast
Warum ist Irritation so wichtig?
Organisationen sind lebende Organismen, die sich optimalerweise ständig in einem dynamischen Gleichgewicht befinden. Eingefahrene Routinen und Strukturen geben Sicherheit, aber bringen die Organisation früher oder später aus dem Gleichgewicht. Die Reaktionsfähig schwindet, was in heutiger Zeit „tödlich“ für ein Unternehmen sein kann.
Irritation hilft, die Kugel – die hartnäckig immer auf der selben Bahn läuft – auf einen anderen Weg zu bringen.
Irritation im Beratungsprozess
Eine Beratungsfirma zu beauftragen ist per se schon eine Irritation für eine Organisation. Mitarbeiter:innen fragen sich z.B. „Wer beobachtet uns hier?“ Muss ich mich jetzt anders verhalten?“
Im Beratungsprozess selbst ist es dann für Berater:innen wichtig ein Gleichgewicht zwischen notwendiger Irritation (neue Perspektiven) und Anschlussfähigkeit (Vertrauen, Akzeptanz) zu finden, um erfolgreich wirken zu können. Hierbei kann es helfen, Grenzen zu reflektieren und mit Humor zu thematisieren, um weder in das eine extrem (Ende der Zusammenarbeit) oder das andere extrem (Absorption der Berater:in) zu geraten.
Wann ist eine Irritation erfolgreich?
Eine Beraterin bricht eine informelle Regel, indem sie dem Geschäftsführer widerspricht oder ihn duzt. Diese Irritation ist dann erfolgreich, wenn folgendermaßen reagiert wird: „Ach das ist ja spannend! Da macht ja mal jemand was anders. Hier können wir etwas lernen.“
Es braucht tatsächlich kontinuierliche Irritation, um die unbewusste Reproduktion von bestehenden Strukturen zu verändern und somit den Boden für kreative Lösungen zu bereiten. Außerdem ist es ratsam ein Team aus Intern und Extern zu bilden, das auf beiden Seiten Reflexionsschleifen nutzen, um den Prozess zu begleiten und das dynamische Gleichgewicht zu wahren.
#becomebetter