Zukunft wird häufig verbunden mit der linearen Verlängerung der Vergangenheit. Mit Corona als Tiefenkrise ist diese Linearität aufgehoben. Was Corona ermöglicht, ist die Auseinandersetzung mit dem, was wir uns bislang nicht vorstellen konnten. Zukunft hat nun nicht mehr nur damit zu tun, was wir uns vorstellen können, sondern Ienkt den Blick darauf, was wir bisher nicht sehen. Das Anders denken und sehen rückt in den Vordergrund. Und damit neue Prioritäten. Auch und gerade für Organisationen. Hören Sie im Gespräch mit Stephan Grabmeier was New Business ausmacht und welchen Beitrag es beim Aufbruch in die neue Gegenwart leistet.
Stephan Grabmeier steht für Neo Work, Innovation und enkelfähiges Wirtschaften. Er ist Mitglied der Geschäftsleitung des Zukunftsinstitut Consulting – einem führenden europäischen Think Tanks für Trends und gesellschaftlichen Wandel in Europa. Mit seinem Team begleitet er strategische Entscheider in der Lösung von Zukunftsfragen. Sein aktuelles Buch „Future Business Kompass – Kopföffner für besseres Wirtschaften“ ist eine Pflichtlektüre für alle Game Changer.
Mehr erfahren: www.stephangrabmeier.de und www.zukunftsinstitut.de
Zur Megatrend-Map des Zukunftsinstituts: https://www.zukunftsinstitut.de/artikel/die-megatrend-map/
Zum LEA Podcast mit Stefan Tewes: „Welche Zukunftshebel nutzt die Next Generation of Business? https://become-better.org/podcast/next-generation-of-business/
Katapult Magazin für Kartografik und Sozialwissenschaft https://katapult-magazin.de/index.php?id=2&mobil3=0
Für Eilige: Einige Insights aus dem Podcast
Wie würde man New Work der Oma erklären?
Liebe Oma, unter New Work versteht man eine Revolution der Arbeitswelt. Es ist ein großer Trend (Megatrend) der sich über 35-50 Jahre zieht, so etwas wie eine Lawine in Zeitlupe. Es geschieht in allen Lebenslagen (Ubiquität), überall auf der Welt (Globalität), und ist eine nichtlineare, hoch komplexe, verwobene Veränderung der Arbeitswelt wie wir sie kennen. Unter anderem werden z.B. Arbeitszeiten, Urlaubszeiten, Arbeitsplätze und Arbeitsrollen komplett neu verhandelt.
Gibt es ein Ziel dieser New Work Bewegung?
Das Kredo der globalen New Work Bewegung ist die Annullierung der sogenannten vier Tsunamis:
- Spaltung zwischen arm und reich
- Verschwendung natürlicher Ressourcen
- Zerstörung des Klimas
- Zerstörung gesellschaftlicher Kulturen
Wenn man das Phänomen New Work beobachtet, was sieht man?
Zum einen kann man eine Beschleunigung in den Bereichen Technisierung, Digitalisierung, und mobilem Arbeiten erkennen, die durch die Pandemie nochmal einen starken Boost bekommen hat. Im Gegensatz dazu, gibt es Bereiche in denen eine Entschleunigung zu beobachten ist. Analoge Kulturprinzipien werden hinterfragt: Wie vereint man die Verschmelzung von Home und Office (Hoffice)? Wie wird Coworking in den neuen Arbeitsalltag integriert? Eine Zunahmen von projektbasiertem Arbeiten bedingt fluidere Arbeitssituationen (Anstellungsverhältnisse, Arbeitsplätze etc.).
Wie reagieren Unternehmen auf diese Entwicklung?
Viele Menschen haben nach der Pandemie keine Lust mehr auf die alten Arbeitszeiten, die alten Arbeitsplätze. Die Sinnhaftigkeit der Art und Weise wie wir arbeiten wird zunehmen hinterfragt. Außerdem ist 2021 pandemiebedingt das Jahr der Entscheidungen. Zurück zum Alten? Präsenzarbeit indem das Miteinander und Persönliche als Säule der eigenen Unternehmenskultur gesehen wird ODER Aufbruch ins Neue? Abbau von Büroarbeitsplätzen und Umstellung zu hybridem Arbeiten. Jedes Unternehmen darf sich nun selbst neu definieren.
Kein New Work ohne New Business. Was steckt hinter dem Gedanken?
Neo Business oder New Business ist das Verständnis von neuem, nachhaltigen Wirtschaften, d.h. soziales, ökonomisches und ökologisches Wirtschaften in eine Balance zu bringen. Im New Business ist New Work ein Systemelement einer guten und nachhaltigen Unternehmensstrategie.
Wie sollten Unternehmen sich an diese Zeiten größter Unsicherheit anpassen?
Die durch die Pandemie ausgelöste Tiefenkrise hält uns einen Spiegel vor. Sie zeigt, dass viele Systeme bereits lange krank waren und nun brechen (Finanzen, Bildung, Politik, Gesundheit). Unternehmen sollten dieses Wachrütteln als Motivation zur Veränderung nutzen. Es gilt zu fragen: Wo sind unsere blinden Flecken? Und des Weiteren, Denkmuster, Haltungen & Glaubenssätzen zu analysieren, um das Innen von Unternehmen mit dem Außen in Verbindung zu bringen. Systemisches und zyklisches Denken, anstatt linearer Verlängerung der Vergangenheit.
Es ist zu empfehlen Resonanzräume mit Feedbackloops zu schaffen, um auch in Zukunft anpassungsfähig zu bleiben.
Wie kann man diese Resonanzräume schaffen?
Bildsprache und Visualisierung z.B. über Karten oder Szenarien gibt Orientierung und Sicherheit und hilft komplexe Dinge besser greifbar zu machen. Bilder gehen in einen anderen Sinnesraum und lösen Emotionen aus, die einen starken Anker für Visionen und Veränderungsprozesse bilden. Diese müssen dann letztendlich nur noch in ein passendes Narrativ übersetzt werden.